Das Wassernetz der Stadtwerke Flensburg
Seit mehr als 125 Jahren können sich unsere Flensburger Kunden darauf verlassen, dass wir sie sicher und zuverlässig mit Strom, Fernwärme und Trinkwasser beliefern. Nicht nur die Erzeugung, sondern auch die Transportnetze bis hin zu jedem Haushalt und zu jedem Kunden müssen diesen Anspruch erfüllen. In unserer Serie „Wie funktionieren die Netze aus technischer Sicht?“ erklären wir das Wassernetz.
Wasser ist unser Lebensmittel Nr. 1
In Flensburg haben wir äußerst gute Bedingungen. Das Grundwasser, das wir fördern, weist bereits eine hervorragende Qualität und eine außergewöhnliche Reinheit auf. Eine mächtige natürliche Deckschicht schützt es vor Verunreinigungen. Es besitzt eine besonders positive chemische Zusammensetzung und ist auch für die Zubereitung von Babynahrung uneingeschränkt geeignet.
Hervorragendes Flensburger Trinkwasser
In Flensburg übernehmen zwei Wasserwerke der Stadtwerke Flensburg die öffentliche Trinkwasserversorgung. Das Wasserwerk am Ostseebad fördert seit 1881 aus zurzeit sieben jeweils 100 – 130 m tiefen Brunnen und einem Flachbrunnen Rohwasser für die Trinkwasserproduktion. Zum Wasserwerk Süd, seit 1970 in Betrieb, zählen vier Brunnen mit Tiefen zwischen 200 und 300 m.
Basisdaten 2020 | |
Einwohner im Versorgungsgebiet | rd. 96.000 |
Hausanschlüsse | rd. 16.700 |
Länge Leitungsnetz | 358 km |
Wasserabgabe (pro Jahr) | 4,7 Mio. m3 |
Das Grundwasser steht an drei Brunnen im Wasserwerk Ostseebad unter einem natürlichen (artesischen) Druck, der ausreicht, um das Wasser ins Wasserwerk zu transportieren. Wo der natürliche Druck nicht ausreicht, wird das Grundwasser mit Unterwasserpumpen zu den Wasserwerken gefördert. Pro Tag fördern alle Flensburger Wasserwerksbrunnen ca. 14.500 m³ Wasser, also insgesamt 14.500.000 Liter.
Von den Wasserwerken zum Kunden
Zwei Wassertürme sorgen für einen konstanten Wasserdruck in der Fördestadt. Das von den Brunnen gelieferte Rohwasser wird in den beiden Wasserwerken zuerst belüftet. Dabei überführt der Sauerstoff das im Rohwasser gelöste Eisen und Mangan durch Oxidation in unlösliche Verbindungen. Gleichzeitig wird der im Rohwasser vorhandene Schwefelwasserstoff entfernt. Danach wird das Rohwasser in einer Filteranlage von Eisen, Mangan und Huminstoffen befreit. Schließlich gelangt das Wasser – nun erst spricht man von Trinkwasser – über die Reinwasserkammern der beiden Wasserwerke in das 400 km lange Rohrnetz
Aufbau einer zentralen Wasserversorgung in Flensburg
Früher hatte die Stadt Flensburg weder Wassertürme noch Wasserwerke. Wasser wurde aus privaten und öffentlichen Brunnen, die in der ganzen Stadt verteilt waren, gewonnen. Versorgungsengpässe und hygienische Gründe führten 1879 schließlich zum Entschluss, eine zentrale Wasserversorgung aufzubauen.
Schon im November 1879 wurde der Bau des Wasserwerks am Ostseebad in Angriff genommen.
Nachdem zwei Jahre später die Rohrleitungen in der Stadt fertiggestellt (bis zum Hafermarkt, Friesischen Berg und Hafendamm) und bereits 300 Häuser angeschlossen waren, konnte das Wasserwerk in Betrieb gehen.
Damit das Trinkwasser jeden Haushalt erreicht: Ausreichend Druck für die Verteilung
Damit das Trinkwasser vom Wasserwerk über weite Strecken durch das Rohrnetz zum Verbraucher fließen kann, muss ausreichend Druck vorhanden sein. Liegen keine natürlichen Gefälle vor, kommen in der Regel Förderanlagen zum Einsatz, die den Wasserdruck mittels Pumpen erhöhen. In der Regel wird das Wasser zunächst in große Speicherbehälter gepumpt, von wo es dem Bedarf entsprechend ins Rohrnetz weiterverteilt wird.
Die Wassertürme stehen auf den beiden höchsten Punkten im Westen und Osten der Stadt, durch die Hochlage können sie ausreichend Druck aufbauen, so dass alle Gebäude sicher mit Trinkwasser versorgt werden können.
Die unterschiedlichen Höhen in unserer Stadt sind ein großer Vorteil für die Versorgung mit Trinkwasser. Damit das ganze System gut funktioniert, sorgen die zwei Flensburger Wassertürme für einen konstanten Wasserdruck im Leitungssystem.
Druckzonen in Flensburg
In Flensburg gibt es im Wesentlichen zwei Druckzonen. Die Älteste (1881) ist die sogenannte Tiefzone oder auch Altstadtzone genannt. In dieser Zone wird der Druck über den Wasserbehälter im Wasserturm in der Mühlenstraße, der ein Fassungsvermögen von 3.000 m³ hat, gehalten. Der Behälter wurde 1880 bewusst auf einen der höchsten Punkte in Flensburg gesetzt, um durch die Hochlage auch höher gelegene Gebäude zu versorgen.
Da die Einwohnerzahl in Flensburg weiter anstieg, wurde auch in immer höheren Lagen Wohnraum geschaffen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Toosbüystraße. Für deren Höhe reichte der Druck des alten Wasserturms nicht mehr aus. Um für diese Gebiete genügend Druck aufbauen zu können, war der Bau eines neuen Wasserturmes unerlässlich. Er wurde 1902 fertiggestellt.
Der Druck von diesem Turm war für die bestehende Zone in den tiefergelegenen Regionen jedoch zu hoch. Deshalb wurde das bestehende System in eine Hoch- und Tiefzone aufgeteilt.
Der massive Ausbau der östlichen Stadtgebiete nach dem 2. Weltkrieg erforderte einen weiteren Wasserturm. Dieser wurde auf der Anhöhe im Volkspark mit einem Fassungsvermögen von 1.500 m³ errichtet und steht mit dem alten Wasserturm in Verbindung.
Für die noch höher gelegenen Gebiete in Kauslund und Hochfeld wurden Druckerhöhungsanlagen (DEA) mit eigener Druckzone gebaut, die das Wasser aus der Hochzone in diese höher gelegenen Wohngebiete pumpen.
Das Wasser wird direkt aus den Wasserwerken ins Netz gepumpt. Auf dem Weg zu den Behältern wird es vorher schon zum Teil von unseren Kunden abgenommen. Die Abnahme schwankt je nach Tageszeit und am Wochenende besteht ein anderes Verbrauchsverhalten als in der Woche. Nicht verbrauchtes Wasser wird in den Wassertürmen gespeichert und bei hoher Entnahme hieraus wieder ins Netz abgegeben.
Duktile Gussrohre haben ausgezeichnete Schutzeigenschaften gegen äußere Einflüsse
Die größten Wasser-Leitungen, die vom Wasserwerk Süd ausgehen, haben einen Durchmesser von einem halben Meter. Zu Beginn der Wasserversorgung wurden nur metallische Rohrwerkstoffe verbaut. Einige Kilometer Netzleitungen und Hausanschlüsse aus den 1880er Jahren sind immer noch in Betrieb. Heute werden Hightech Kunststoff-Produkte für die Hausanschlüsse verwendet, die extrem langlebig und selbstverständlich für den Transport von Trinkwasser vorgesehen sind. Für den Ausbau und die Erneuerung des Netzes werden duktile (gut dehnbare, verformbare) Gussrohre verwendet, die ausgezeichnete Schutzeigenschaften gegen alle äußeren Einflüsse haben. Sie sind ausgekleidet mit einem speziellen Zementwerkstoff und haben außen eine Schutzschicht aus Zink, Aluminium und Kupfer. Sämtliche Rohre kommen aus deutscher bzw. französischer Produktion. Die in der Vergangenheit und auch heute verlegten Stahl- und Gussrohre können wieder eingeschmolzen werden und so zurück in den Kreislauf finden.
Laufende Netz-Erneuerungen garantieren Versorgungssicherheit in Flensburg
Die nach dem zweiten Weltkrieg verlegten Rohre sind inzwischen teilweise 70 Jahre alt und werden bereits nach und nach aufwendig ausgewechselt, damit es zu keinen Rohrbrüchen oder zu einer Unterbrechung der Trinkwasserversorgung kommt.
Aktuell beteiligen wir uns an einem Forschungsvorhaben, an dem mehrere Wasserversorger aus der Bundesrepublik teilnehmen. Ziel ist es, einfache und praktikable Untersuchungsverfahren zu entwickeln, mit denen wir die Lebenserwartung dieses Rohrmaterials erhalten.
Daten im Leitungsnetz
Sämtliche Daten im Leitungsnetz, sowohl technische als auch kaufmännische, werden im SAP-PM (erfasst und zusätzlich im GIS-System (Geo-Informations-System) georeferenziert, sodass die Leitungen auch visualisiert dargestellt werden können. Diese Tools geben uns die Möglichkeit, Leitungsabschnitte gezielt zustandsorientiert und nicht stumpf nach Alter zu erneuern.
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Was ist eine Georeferenzierung?
Unter dem Vorgang der Georeferenzierung versteht man die Zuweisung raumbezogener Referenzinformationen zu einem Geodatensatz. Der Vorgang spielt eine wichtige Rolle in der Computerkartografie, Fernerkundung und bei Geoinformationssystemen.
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Was ist SAP PM?
SAP PM ist eine Anwendung, die sämtliche Maßnahmen rund um das Thema Instandhaltung abbilden und verwalten kann. Das Modul liefert zentrale Informationen bezüglich Aktivitäten wie Inspektionen, Benachrichtigungen, Wartungen, Reparaturen und anderen Aufgaben zur Aufrechterhaltung technischer Systeme. SAP PM ermöglicht sowohl die fortlaufende Kontrolle des Ist-Zustands von Produktionsanlagen als auch die Erhaltung des definierten Sollzustands. Dadurch wird gewährleistet, dass Ausfallzeiten auf ein Minimum reduziert und unnötige Kosten vermieden werden können, da alle Maschinen eine möglichst lange Lebensdauer mit geringem Ersatzteilbedarf haben.
Parallel prüfen wir bei einer Erneuerung, ob wir hydraulisch etwas verbessern können, wie z.B. das Anpassen der Rohrdurchmesser an die veränderten Abnahmemengen. Da die Verbräuche im Laufe der Jahrzehnte zurückgegangen sind, können hier kleinere Durchmesser eingesetzt werden, die in jeder Hinsicht kostengünstiger sind.
Laufende Trinkwasseruntersuchungen im Stadtwerke-eigenen Labor
Aber nicht nur das Leitungsnetz wird kontinuierlich überprüft und erneuert, sondern auch das Wasser selbst. Die Stadtwerke Flensburg führen die Überwachung von Brunnen und die Aufbereitung des Trinkwassernetzes im eigenen Laboratorium durch.
Diese regelmäßigen mikrobiologischen und chemischen Trinkwasseranalysen stehen unter der Aufsicht des städtischen Gesundheitsamtes. Zusätzlich beauftragen die Stadtwerke Flensburg autorisierte Speziallabore mit den rechtlich vorgeschriebenen Untersuchungen.
Die Ergebnisse der Untersuchungen veröffentlichen die Stadtwerke auf ihrer Homepage und in der Kundenzeitschrift „FEZ“.
Entnahmepunkte für die jährlich weit über tausend Wasserproben sind:
- im Wasserverteilungsnetz bei den Kunden
- in beiden Wasserwerken
- in den Brunnen
Seit Jahren kaum veränderte Wasserabgabe
Die beiden Wasserwerke liefern Trinkwasser für rund 96.000 Menschen. Der jährliche Wasserbedarf von etwa 5 Mio. m³ wird zu ca. 55 % aus dem Wasserwerk Ostseebad und zu ca. 45 % aus dem Wasserwerk Süd gedeckt. Davon gehen über ¾ an private Haushalte, der Rest an gewerbliche/industrielle Betriebe.