28.07.2020
Das deutsche und das dänische Energiesystem sind umweltfreundlicher als je zuvor. Aber der Übergang zu einer Energieversorgung, die hauptsächlich auf erneuerbaren Energien basiert, kann Herausforderungen bei der Balancierung des Stromnetzes schaffen. Eine neue deutsch-dänische Kooperation soll hierzu mit Lösungen beitragen.
Wie können wir in Zukunft Energie besser speichern, wenn die Sonne scheint und der Wind weht, um diese dann zu nutzen, wenn Wind und Wetter nicht mit der Nachfrage mithalten können? Hierauf soll ein deutsch-dänisches Konsortium in dem EU-gestützten Projekt DG STORE (Danish-German Storage of Renewable Energy) Antworten finden, bei dem Flensburg zentraler Drehpunkt bei der Suche nach zukunftsweisenden Technologien sein wird.
Zwei Regionen – gleiche Herausforderungen
Der Grund für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist, dass Flensburg und Lolland einige der gleichen Herausforderungen teilen, da beide Regionen als separate "Energieinseln" betrachtet werden können. Ebenso gibt es Engpassprobleme im Stromnetz von Lolland zum Rest Dänemarks. Dies kann dazu führen, dass Windenergieanlagen gedrosselt werden müssen und somit klimafreundlicher Strom nicht genutzt werden kann.
Daher müssen auf beiden Seiten der Grenze Lösungen gefunden werden, die den Strom lokal nutzbar machen - auch wenn in bestimmten Zeiträumen mehr Strom produziert, als unmittelbar benötigt wird. Dies kann zum Beispiel durch flexibles Kühlen und Heizen, vermehrten Einsatz von Elektroheizkesseln im Fernwärmesystem oder durch intelligentes Laden von Elektrofahrzeugen geschehen. Dies sind einige der Lösungen, die im Rahmen des Projekts untersucht und getestet werden.
Unter den deutschen Partnern des Konsortiums befinden sich der Selbsthilfe-Bauverein Flensburg und Aktiv Bus Flensburg, sowie die Stadtwerke Flensburg, die im Projekt die Möglichkeit untersuchen, ihre elektrische Dienstwagenflotte zur Balancierung des Stromnetzes zu nutzen.
„Die Stadtwerke Flensburg als Stromnetzbetreiber in Flensburg möchten untersuchen, ob die eigene elektrisch betriebene Fahrzeugflotte aus dem Stromnetz nicht nur geladen werden, sondern als flexibler Stromspeicher bei Bedarf Strom auch wieder ins Netz zurückspeisen kann“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Maik Render.
Bei einem anderen Projektpartner, der SCS Hohmeyer | Partner, einem Flensburger Beratungsunternehmen, das sich auf die Energiewende und Klimaschutz spezialisiert hat, sieht man auch vielversprechende Möglichkeiten im Projekt:
„Die Kombination von wissenschaftlicher Analyse des zukünftigen Energiesystems mit praktischen Lösungsansätzen in Flensburg und in Dänemark dient dazu die herausragende Stellung Flensburgs bei der Umsetzung der Energiewende und beim Klimaschutz weiter auszubauen“, so Prof. Olav Hohmeyer, geschäftsführender Gesellschafter und ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung.
Auf der dänischen Seite zentrieren sich die Aktivitäten um die Insel Lolland, die von 2028 an über den Fehmarnbelt-Tunnel fest mit Deutschland verbunden sein soll. Auf Lolland untersuchen die dänischen Projektpartner unter anderem das Potenzial von flexiblem Energieverbrauch im Einzelhandel, sowie die Nutzung von Elektroheizkesseln in der Fernwärme, zur flexiblen Abnahme von erneuerbarer Energie.
Das Projekt läuft seit Anfang 2020 und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Bis zum Projektende 2022 wird das Vorhaben mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert.
Weitere Informationen
Kontakt: Tim Nikolaj Tannhof, Projektleiter, Tel.: 0045-51256196 / E-Mail: tim.nikolaj.tannhof@gate21.dk (deutschsprachig)
ÜBER DG STORE:
DG STORE ist ein Interreg-Projekt zwischen Deutschland und Dänemark mit einem Gesamtbudget von rund 1,9 Millionen Euro. Interreg Deutschland-Dänemark trägt rund 1,3 Mio. EUR bei.
Auf der deutschen Seite soll unter anderem das Potenzial von „Smart Charging“ untersucht werden, dem intelligenten Auf-und ggf. Entladen von Elektroautos. Auf der dänischen Seite konzentriert man sich auf flexible Raumwärme- und -Kälte im Einzelhandel, den intelligenten Betrieb von Wärmepumpen und die verstärkte Elektrifizierung des Fernwärmesektors. Die Aktivitäten auf deutscher Seite konzentrieren sich auf den Raum Flensburg, während die Aktivitäten auf dänischer Seite auf der Insel Lolland stattfinden werden, die ab 2028 über die Fehmarn-Verbindung mit Deutschland verbunden sein wird.
Weitere Informationen zum Projekt: www.gate21.dk/dg-store