Stadtwerke Flensburg Geschäftsbericht 2021

09.06.2022

Stadtwerke Flensburg: Positives Jahresergebnis in unruhigem Marktumfeld

Die anspruchsvolle Situation auf den Energiemärkten prägt das Ergebnis für das Jahr 2021 des Flensburger Energieversorgers. Eine weiterentwickelte Strategie gibt den entscheidenden Weg für die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens vor.

Mit der Strategie „SWFL 21.x: Kurs grün + digital“ stellten sich die Stadtwerke Flensburg im Jahr 2021 neu auf und richten ihren Fokus auf die drei Handlungsfelder Kunde, Dekarbonisierung und Digitalisierung.

Zentrales Thema für die gesamte Energiebranche war die volatile Preisentwicklung auf den Energiemärkten. Insbesondere im vierten Quartal entwickelten sich die Beschaffungspreise auf dem Strom- und Gasmarkt in bis dahin unbekannte Höhen. Die unbeständige Marktsituation erforderte innovative Maßnahmen und aktives Handeln.

Extreme Beschaffungsmarktsituationen

„Preissteigerungen und Volatilität in dieser Größenordnung konnte kein Energieversorger vorhersehen. Die Märkte haben sich komplett anders entwickelt als geplant. Diese Extremsituation haben wir als Herausforderung angenommen und gleichzeitig als Chance genutzt. Wir haben kurzfristig Anpassungen unserer Beschaffungsstrategie umgesetzt. Bei internen Prozesses, Methoden und Systemen haben wir Optimierungspotentiale ausgemacht und passen sie kontinuierlich an die neuen Bedingungen an. Eine wichtige Rolle bei der Optimierung spielt dabei unsere Digitalisierungsstrategie“, so Dr. Dirk Wernicke, Geschäftsführer der Stadtwerke.

Im Jahr 2021 entwickelten sich die Preise für Erdgas, Kohle und CO₂-Zertifikate um teilweise dreistellige Prozentsätze nach oben. Auf die kontinuierlich gestiegenen Beschaffungskosten reagierte das Unternehmen mit einer Anpassung der Fernwärmepreise. Die hohen Kostensteigerungen auf den Beschaffungsmärkten wurden jedoch nur teilweise an die Kunden weitergegeben.

Den bewussten Gewinnverzicht der Stadtwerke Flensburg kommentiert der Aufsichtsratsvorsitzende Thorsten Kjärsgaard: „Der Aufsichtsrat steht hinter den Entscheidungen der Stadtwerke-Geschäftsführung und die Stadt Flensburg hat als Gesellschafter auch einen Teil übernommen und auf die Gewinnausschüttung verzichtet. Dies zeigt, dass sowohl der Stadtwerke-Konzern als auch die Stadt als Gesellschafter sich ihrer Verantwortung in dieser schwierigen Zeit bewusst sind.“

Positives Jahresergebnis und Umsatzsteigerung

Trotz der extremen Preisschwankungen erzielten die Stadtwerke Flensburg im Energiegeschäft mit 4,6 Millionen Euro vor Steuern ein positives Jahresergebnis. Wenn auch unter Plan, bleibt das Ergebnis auch nach Steuern mit 1,9 Millionen Euro positiv. Insbesondere die Marktsituation im zweiten Halbjahr 2021 führte zu Ergebnisbelastungen. Den Umsatz steigerte das Unternehmen auf 701,4 Millionen Euro, was einem Wachstum von 33 Prozent entspricht.

Die angespannte Situation auf den Energiemärkten wird sich auch im Jahr 2022 nicht verbessern. Die Beschaffungspreise für Erdgas, Strom, CO₂-Zertifikate und Kohle für die Energieproduktion befinden sich weiter im Höhenflug. Dennoch blicken die Stadtwerke Flensburg zuversichtlich in die Zukunft: „Die aktuelle Marktsituation wird uns vermutlich noch eine längere Zeit begleiten. Wir nehmen diese Herausforderung an und schaffen mit allen Potenzialen unserer Geschäftsfelder die optimalen Voraussetzungen für unser Unternehmen. Die Stadtwerke sind ein 

Unternehmen mit hoher Substanz, einer guten Basis und einem guten Team. Das ermöglicht uns, unsere Prozesse und die Beschaffungsstrategie zu optimieren, auch über die 2020er Jahre hinaus.“, so Dirk Wernicke.

Neue strategische Ausrichtung

Die im ersten Halbjahr 2021 veröffentlichte Strategie „SWFL 21.x: Kurs grün + digital“ bildet den Ausgangspunkt für die zukünftige Ausrichtung der Stadtwerke Flensburg. „Mit der neuen Strategie stellen die Stadtwerke sich für die Zukunft auf und setzen die maßgebliche Orientierung für die nächsten Jahre. Aus der Strategie leiten wir drei konkrete Handlungsfelder ab: Kunde, Dekarbonisierung und Digitalisierung. Mittel- und langfristig sind wir mit unserer neuen Strategie richtig aufgestellt. Die geopolitische Lage überlagert die Strategie zum Teil und andere, kurzfristigere Themen drängen in den Vordergrund. Weiterhin hat die Versorgungssicherheit unserer Kunden höchste Priorität für die Stadtwerke“, so Dr. Dirk Wernicke.

Die Kundinnen und Kunden und ihre zunehmend digitale Lebenswirklichkeit stehen im Fokus der strategischen Schwerpunkte des Unternehmens. Innovative Kundenlösungen und digitale Dienstleistungen, eine optimale Nutzung der Daten und E-Commerce sind dabei Schlüssel für Kundengewinnung und -bindung. Dazu gehört auch, die Produktentwicklung deutlich zu beschleunigen.

Ein weiteres wesentliches Ziel des Energieversorgers ist die Transformation des Flensburger Energiesystems hin zur Klimaneutralität. Das Unternehmen will die Klimaziele schneller umsetzen als vom Gesetzgeber gefordert. Der Kohleausstieg soll vor 2030 vollzogen sein. Neue fossile Erzeugungsanlagen werden die Stadtwerke nicht bauen.

Die Stadtwerke Flensburg setzen auf die Digitalisierung als drittes Handlungsziel, sowohl intern als auch extern. Die zukünftige Systemarchitektur soll zum Beispiel Daten in Echtzeit nutzen können. Mit dem Ausbau des Glasfasernetzes schafft das Unternehmen die dafür notwendige Infrastruktur.

Ziel: Lückenloses Glasfasernetz

Mit dem flächendeckenden Glasfaser-Ausbau von Flensburg, Glücksburg und Harrislee fördern die Stadtwerke Flensburg die Attraktivität der Region und den Wirtschaftsstandort Flensburg. Neben der Glasfaser-Infrastruktur bietet das Unternehmen zusätzlich Endkundenprodukte für Privat- und Gewerbekunden an. Bereits 11.000 Kunden nutzen dieses Angebot. Jedes Jahr investieren die Stadtwerke einen zweistelligen Millionenbetrag in den Glasfaser-Ausbau. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf mehr als 100 Millionen Euro.

Ausblick

In diesem Jahr soll der Transformationspfad für eine klimaneutrale Wärmeversorgung stehen. Ausgangspunkt hierfür ist das angekündigte Bundesförderungsprogramm „Effiziente Wärmenetze“. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der zweite Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) Kessel 13 und die Errichtung des zweiten Elektrodenheizkessels (EHK) und Wärmespeichers II sind einige der Projekte, die die Transformation des Energiesystems zur Klimaneutralität vorantreiben.

Ein Arbeitskreis „Transformation“ mit kommunalpolitischen und bürgerlichen Mitgliedern hat seine Arbeit aufgenommen und begleitet die Stadtwerke Flensburg aktiv bei ihrer Erstellung des Transformationsplanes.

Dieser sieht vor, dass der Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung drei Phasen durchläuft. In der ersten Phase reduzieren die GuD-Anlagen Kessel 12 und Kessel 13 mit der Inbetriebnahme bereits 40 Prozent der CO₂-Emissionen. Die zweite Phase „Elektrifizierung“ zieht den Einsatz von Power to Heat (P2H) Systemen hinzu. Diese Anlagen erzeugen Wärme mittels Strom aus erneuerbaren Energien. Nach diesem Prinzip funktioniert auch die Wärmeerzeugung mittels Elektrodenheizkesseln und Großwärmepumpen. Aus heutiger Perspektive ist für die dritte Phase der Einsatz von grünem Wasserstoff geplant. Die Kessel 12 und 13 sind H2-ready und somit für den Einsatz von grünem Wasserstoff geeignet.

2021 in Zahlen

Der Umsatz des Unternehmens stieg um 33 Prozent auf 701 Millionen Euro (Vorjahr: 527 Millionen Euro). In 2021 lag der Jahresüberschuss mit 1,9 Millionen Euro im positiven Bereich.

Die Stadtwerke Flensburg haben regional und bundesweit über zwei Terawattstunden an Stromkunden abgesetzt. Das entspricht einem Wachstum von 37 Prozent zum Vorjahr und bezieht sich auf den Privat- und Geschäftskundenbereich. Insgesamt beliefert das Unternehmen fast 256.000 Haushalte in ganz Deutschland mit Strom. Regional stieg der Stromabsatz auf 273 Gigawattstunden.

Im bundesweiten Erdgas-Vertrieb stieg der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent – von 1.146 auf 1.884 Gigawattstunden. Ende des Jahres 2021 belieferten die Stadtwerke mehr als 46.000 Kunden mit Erdgas und damit 3.000 mehr als im Vorjahr. Das Erdgasgeschäft nimmt über 13 Prozent des Gesamtumsatzes ein.

Witterungsbedingt stieg der Fernwärmeabsatz in 2021 auf 1.019 Gigawattstunden und damit um 11 Prozent im Vergleich zu 2020.

Die Absatzzahlen im Wasserbereich zeigten mit 4,9 Millionen Kubikmetern eine konstante Entwicklung.

Die Zahl der Mitarbeitenden bleibt mit 620 zu 610 auf dem Niveau des Vorjahres. Mit 54 Auszubildenden liegt die Ausbildungsquote bei 9 Prozent. Damit zählen die Stadtwerke zu den größten Ausbildern der Region.

Die Stadtwerke Flensburg gleichen als Träger der kommunalen Infrastruktureinrichtungen Hafen, Flughafen und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) deren negative Ergebnisse aus. Insgesamt übernahmen die Stadtwerke ein Minus in Höhe von 2,5 Millionen Euro.