11.06.2020

Gewinne für Investitionen in die Zukunft

Die Stadtwerke haben sich am umkämpften Energiemarkt gut behauptet und das Jahr 2019 mit einem Jahresüberschuss nach Steuern (EAT) von 15,1 Mio. Euro sehr erfolgreich abgeschlossen (Vorjahr 7,9 Mio. Euro). Der Umsatz stieg von 433 auf 442 Mio. Euro. Wesentliche Treiber für das Ergebnis waren das externe Vertriebsgeschäft mit Strom und Erdgas sowie die unterjährige Preisentwicklung beim Erdgas, welches mittlerweile der Hauptbrennstoff der Stadtwerke für die Erzeugung von Wärme und Strom geworden ist.

Insgesamt war das vergangene Jahr geprägt durch den Umbau des deutschen Stromerzeugungsparks: Weg von der Kohle hin zu umweltschonenderen Brennstoffen. So produzierten deutschlandweit Gaskraftwerke seit Mai 2019 erstmals mehr Strom als Steinkohlekraftwerke. Dies führte zu niedrigeren spezifischen CO2-Emissionen.

Mit der Entscheidung in 2011 eine erdgasbetriebene Gas- und Dampfturbinen-Anlage (GuD) Kessel 12 zu bauen und deren Inbetriebnahme in 2016 haben die Stadtwerke diesen Trend sehr frühzeitig vorhergesehen. Im Jahr 2019 produzierte die Erdgasanlage über vier Monate Flensburgs Strom und Wärme im Alleingang. Die Kohlekessel waren in diesem Zeitraum nicht in Betrieb.

Mit dem Neubau der zweiten GuD-Anlage Kessel 13, die 2022/23 in Betrieb geht, setzen die Stadtwerke den Kohleausstieg konsequent fort. Sie haben dann vier von fünf Kohlekesseln durch erdgasbetriebene Anlagen ersetzt und produzieren mehr als 80% ihrer Energie mit umweltschonenderem Erdgas. Damit ziehen sie den Kohleausstieg, den die Bundesregierung für 2038 fordert, deutlich vor.

Maik Render, Geschäftsführer der Stadtwerke freut sich aber nicht nur über das Umwelt-Engagement, sondern auch über das gute Ergebnis im vergangenen Jahr: „Es passt hervorragend, dass wir in unserem Doppeljubiläumsjahr 125 Jahre Strom- und 50 Jahre Wärmeversorgung ein solch gutes Ergebnis präsentieren können. Es ist in allen Bereichen gut gelaufen und wir konnten unsere Teilstrategien in Beschaffung, Vertrieb und Erzeugung hervorragend im operativen Geschäft umsetzen.“

Für den Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Helgert ist die Erwirtschaftung von guten Jahresergebnissen eine entscheidende Voraussetzung für die hohen Investitionsausgaben, die die Stadtwerke aktuell und in Zukunft leisten müssen. „Es ist wichtig, jetzt die Reserven zu bilden, damit wir den kostenintensiven Umbau des Kraftwerkes, die Erneuerung der städtischen Leitungsnetze und den sehr erfolgreichen aber auch sehr wichtigen Ausbau des Glasfasernetzes hinbekommen. Hier steht das Unternehmen noch vor großen finanziellen Herausforderungen. Dies gilt nicht zuletzt auch aufgrund der enormen Anforderungen an den Umbau des öffentlichen Personennahverkehrs, der von der Stadtwerke Tochter Aktivbus zu leisten sein wird“.

Mit dem Neubauprojekt Kessel 12, dem aktuellen Projekt Kessel 13 und dem flächendeckenden Glasfaserausbau in der Region investiert der Flensburger Energieversorger mehr als 300 Millionen Euro. Das ist mit fast drei Vierteln eines Jahresumsatzes eine beträchtliche Größenordnung. Diese Investitionen sind zum Teil fremdfinanziert und müssen zurückgezahlt werden.

Insgesamt teilen sich Umsatz und Ergebnis in die folgenden Produktsparten auf, wobei das externe Strom- und Erdgasgeschäft außerhalb der Region für die Stadtwerke den höchsten Stellenwert einnimmt, während vor Ort die Zahl der Glasfaserkunden erfreulicherweise weiterwächst.

Strom – guter Endspurt – Flensburgs Verbrauch sinkt 

Die Strom-Absatzmenge ging mit 1.405 Gigawattstunden (GWh) um 88,3 GWh bzw. 5,9 % im Vergleich zum Vorjahr zurück. Das resultierte vorrangig aus dem Privatkundengeschäft in den ersten Monaten des Jahres, allerdings gab es im letzten Quartal 2019 eine deutliche Trendwende: Im November und Dezember konnten die Stadtwerke mit jeweils rund 11.000 Neukunden die stärksten Kundenzuwächse überhaupt verbuchen. Am Jahresende lag die Kundenzahl dank dieses Endspurts mit rund 231.000 Kunden über dem Vorjahr. Diese positive Entwicklung setzt sich im Jahr 2020 fort.

Interessant: Der Stromabsatz in der Stadt Flensburg ging in den letzten zehn Jahren von 436 auf 374 GWh um 14 % zurück. Verantwortlich ist ein deutlich geringerer Absatz an Gewerbe- und Industriekunden. Hier spiegelt sich die Schließung vieler Flensburger Betriebe auch im Stromverbrauch wider.

Diese Entwicklung belegt, dass das Geschäft außerhalb der Region für die Stadtwerke eine sehr hohe Bedeutung einnimmt. Wachstum und die für die Investitionen erforderlichen Ergebnisbeiträge sind nur hier möglich.

Erdgas – wächst und wächst

Der Absatz im Erdgasvertrieb stieg um 34% auf 538 GWh, die Kundenzahl von 22.000 auf rund 35.500. Auch hier war das Kundenwachstum in den letzten Monaten des Jahres am höchsten. Insgesamt nimmt die Bedeutung des Erdgas-Angebots stetig zu. Der Umsatz mit Erdgas liegt inzwischen bei gut einem Drittel des Flensburger-Wärme Umsatzes.

Glasfaser – gut im Plan

Seit 2016 bauen die Stadtwerke Flensburg, Glücksburg und Harrislee flächendeckend Stadtteil für Stadtteil mit schneller Glasfaser aus. Knapp die Hälfte der 41 Ausbaugebiete ist im Bau bzw. in Betrieb. Fast 6.000 Kunden surfen bereits mit der konsequent schnellen Glasfaser. Und damit der Ausbau noch schneller geht, haben die Stadtwerke ihre jährlichen Investitionen für den Glasfaserausbau um einen zweistelligen Prozentsatz erhöht, damit noch mehr Kunden noch schneller von den Vorteilen der Glasfaser profitieren.

Wärme – wie im Vorjahr

Der Wärmeabsatz lag mit 961 GWh auf Vorjahresniveau. Haupteinflussgröße ist nach wie vor die Jahres-temperatur. Die Anzahl der an die Wärmeversorgung angeschlossenen Häuser hat sich von 18.644 auf 19.000 leicht erhöht. Die meisten neuen Hausanschlüsse kommen aus Neubaugebieten.

Trinkwasser – wie in den Vorjahren

Hier bewegt sich seit Jahren wenig. Der Absatz lag mit 4,86 Mio. m³ um 1,4% unter dem Vorjahr, in dem es einen recht warmen Sommer mit leicht erhöhten Verbräuchen gab.

Töchter und Beteiligungen

Die Stadtwerke Flensburg nehmen hier die Funktion der kommunalen Daseinsvorsorge wahr und tragen die Infrastruktureinrichtungen Hafen, Flughafen und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV). Das städtische Campusbad haben die Stadtwerke bis zum 30. Juni 2019 betrieben und die Trägerschaft danach an das Technische Betriebszentrum abgegeben.

Mitarbeiter
Die Mitarbeiterzahl lag mit 604 Stadtwerkern rund 5 % unter dem Vorjahr (641). Die Zahl der Auszubildenden lag bei 52 (Vorjahr 51).