Lagebericht
1. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen
Als Reaktion auf die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise hat der Gesetzgeber in 2022 eine Vielzahl von Maßnahmen auf den Weg gebracht, die einerseits der Sicherstellung der Energieversorgung und andererseits der Entlastung von Bürgern und Unternehmen von den wirtschaftlichen Folgen der Krise dienten bzw. dienen sollen.
Der Strommarkt war im Berichtsjahr auf der Erzeugungsseite geprägt durch das politische Ziel, Erdgas in der Stromerzeugung einzusparen. Das diesem Zweck dienende Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz sowie die hochvolatile Preisentwicklung an den Energiemärkten hat zu einem vermehrten Einsatz der Kohlekraftwerke geführt. Dementsprechend ist der Anteil der Gaskraftwerke an der Stromerzeugung geringer ausgefallen.
Diese Entwicklungen hatten auch unmittelbare Auswirkungen auf die Stadtwerke Flensburg. Die durch die drohende Gasmangellage bedingte Preissituation beim Erdgas hat insbesondere in der zweiten Jahreshälfte zu einer deutlich veränderten Einsatzweise der Bestandsanlagen des Kraftwerks geführt. Durch den vermehrten Einsatz der Kohleanlagen fielen der Einsatz der Gasanlagen und der Erdgasverbrauch geringer und damit verbunden die CO₂-Emissionen höher aus.
Für die Energieerzeugung am Standort werden auch in 2023 sowohl Kohle als auch Erdgas als Brennstoffe zum Einsatz kommen. Insbesondere der Kohleeinsatz dient dabei der aktuellen Sicherstellung der Versorgungssicherheit. Das übergeordnete Ziel bleibt es jedoch weiterhin, das Ende der Ära der fossil basierten Strom- und Fernwärmeerzeugung bis zum Jahr 2035 zu erreichen.
Das im Zuge des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes ebenfalls geänderte Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz eröffnet nach Inbetriebnahme des aktuell in der Umsetzung befindlichen GuD-Projekts die Möglichkeit, alle drei Kohleverbrennungsanlagen bis März 2024 ohne Gefährdung des sog. Kohleersatzbonus weiterhin in Betrieb zu halten. Für die nähere Zukunft sind somit keine Einschränkungen oder Handlungsbegrenzungen für die Bestandsanlage zu erwarten.
Die Umsetzung des Ratsbeschlusses zur Klimaneutralität der Energieerzeugung der Stadtwerke Flensburg bis 2035 erfolgt auf der Grundlage eines Transformationsplanes, der alle aus heutiger Sicht hierfür sinnvollen technischen Maßnahmen anführt und beschreibt. Den finalen Transformationsplan stellen die Stadtwerke bis spätestens Ende 2023 fertig.
Die gesetzgeberischen Maßnahmen zur Entlastung der Bürger und Unternehmen sind vom Unternehmen umgesetzt worden. Dazu zählt die temporäre Senkung des Umsatzsteuersatzes für Lieferungen von Erdgas und Fernwärme zum 01.10.2022 sowie die Umsetzung des Soforthilfegesetzes, was für private Haushalte und Kleinunternehmen im Wesentlichen den Erlass des Dezemberabschlags bedeutete. Auch die ab März 2023 geltenden Preisbremsen für Strom, Erdgas und Wärme sind in der Umsetzung.
In der Fernwärmeversorgung haben die Stadtwerke mit Wirkung zum 01.11.2022 eine Preisänderungsklausel eingeführt, die erstmals zum 01.01.2023 zur Anwendung gekommen ist. Auf diese Weise entsprechen die Stadtwerke Flensburg nicht nur dem brancheneinheitlichen Vorgehen, sondern auch den Anforderungen einer sich weiter entwickelnden Gesetzeslage und Rechtsprechung.
Im Gasvertrieb haben die Stadtwerke Flensburg im Jahr 2022 wegen der mit der hochvolatilen Preisentwicklung verbundenen hohen Risiken ihre bundesweite Geschäftstätigkeit reduziert. Nur in Schleswig-Holstein ist das Unternehmen noch im Gasvertrieb tätig. Im Stromvertrieb hat das Unternehmen wegen der dargestellten Risiken seine Aktivitäten zeitweise stark eingeschränkt. Dies hat im Berichtsjahr zu einer Verringerung der Kundenbasis außerhalb des Versorgungsgebiets geführt. Dies gilt sowohl im Bereich der Produktkunden als auch im Bereich der Individualkunden.
Stadtwerke Flensburg hat auch in 2022 konsequent das Glasfasernetz im Versorgungsgebiet ausgebaut. Als infrastrukturelle Grundlage für die Teilhabe an der weiter fortschreitenden Digitalisierung ist der Glasfaserausbau ein wesentlicher Beitrag der Stadtwerke Flensburg zum Erhalt und zur Sicherung der Attraktivität des Standortes Flensburg.
Mit den zuvor genannten Maßnahmen in den Bereichen Erzeugung und Telekommunikation erbringen die Stadtwerke Flensburg erhebliche finanzielle Vorleistungen in Erwartung ökologischer und ökonomischer Effekte in der Zukunft. Während bei den Erzeugungsanlagen mit der KWK-Förderung zeitnahe Rückflüsse auf die getätigten Investitionen zu erwarten sind, liegt die Erwartung für die Rückflüsse im Bereich der Telekommunikation deutlich weiter in der Zukunft. Die KWK-Förderung stellt in den Jahresergebnissen des Unternehmens
weiter eine wesentliche Ergebniskomponente dar, deren Potenzial sich jedoch mit den realisierten Förderbeträgen für die Zukunft verringert.
2. Geschäftsverlauf
Das Preisniveau für die Erdgasbeschaffung hat sich in 2022 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich erhöht. Die Preisentwicklung ist insbesondere durch den Wegfall der russischen Gaslieferungen bedingt, der die ohnehin begrenzten Kapazitäten weiter verringert hat. Dies hat im Jahresverlauf zu einem überproportional gestiegenen Preisniveau geführt, das erst am Ende des 4. Quartals und mit der Erreichung der gesetzlich vorgesehenen Füllstände der Gasspeicher wieder gesunken ist. Dementsprechend lagen die Spotpreise zeitweise auf Rekordniveau und damit deutlich über den Terminpreisen. Nicht nur der hohe Gaspreis ließ den Einsatz der Gasanlagen wirtschaftlich unattraktiver werden als den der Kohleanlagen. Auch die gesetzgeberische Intention der Gaseinsparung zur Stromerzeugung hat den niedrigeren Einsatz der Gasanlagen bedingt. Damit verbunden war auch eine entsprechende geringere Stromproduktionsmenge. Soweit diese der KWK-Förderung unterliegt, hat sich damit der Gesamtbetrag der realisierten KWK-Förderung im Vergleich zur geplanten Fördersumme verringert. Demgegenüber konnten die im Vergleich zum Vorjahr geringere Stromproduktionsmengen zu deutlich höheren Preisen verkauft werden.
Wie im Vorjahr bewegte sich die Menge der Abgabeverpflichtung für Emissionszertifikate durch die Verschiebung des Anlageneinsatzes über dem erwarteten Niveau. Zusätzlich sind weiter steigende Beschaffungskosten für die entsprechenden Zertifikate zu verzeichnen.
Die aufgezeigten besonderen Rahmenbedingungen haben sich auch auf die Wärmeproduktion des Kraftwerks ausgewirkt. Die erdgasseitige Bewirtschaftungsstrategie ist seit dem letzten Jahr wie bei den anderen Einsatzstoffen auf eine risikooptimierte Sicherung gegen Preissteigerungen umgestellt. Durch den vermehrten Einsatz der Kohleanlagen konnten gesicherte Gasmengen auf hohem Preisniveau abgegeben werden. Insgesamt hat sich die Deckungsbeitragssituation des Kraftwerks im Vergleich zum Vorjahr erheblich verbessert.
Auf der vertrieblichen Seite wurden sowohl die Absatz- als auch die Umsatzerwartungen im Strom- und Gasbereich im Wesentlichen erreicht und insbesondere im Individualkundenbereich zum Teil deutlich überschritten. Die Beschaffungssituation am Markt, die aufgrund der Rahmenumstände in 2022 durch besonders hohe Volatilitäten geprägt war, hat die Beschaffungsstrategie des Unternehmens mehr noch als im Vorjahr vor hohe Herausforderungen gestellt. Durch die risikoorientierte Bewirtschaftung des Kundenbestandes konnte wie bereits im letzten Jahr über alle Portfolien hinweg eine sehr solide Gesamtergebnissituation erzielt werden.
Im Gegensatz zu den Vorjahren, die durch zum Teil erhebliche Zuwächse von Produktkunden in den Sparten Erdgas und Strom gekennzeichnet waren, war insbesondere das 4. Quartal von rückläufigen Produktkundenzahlen geprägt. Vor dem Hintergrund der branchenweiten Rahmenbedingungen sind die entstandenen Produktkundenabgänge im Strom- und im Erdgasproduktkundenbereich Teil der Maßnahmen des Risikomanagements.
Die Entwicklung des Geschäftsbereichs Telekommunikation knüpfte kontinuierlich an die Vorjahre an. Die geplanten Umsatzerwartungen konnten genauso erreicht werden wie die gesetzten strategischen Zielgrößen. Somit sind die Stadtwerke Flensburg weiterhin auf einem guten Weg, in absehbarer Zeit die flächendeckende Erschließung der Stadt Flensburg sowie der unmittelbar benachbarten Stadt Glücksburg und der Gemeinde Harrislee mit Glasfaserleitungen abschließen zu können.
Die Absatzwerte bei der Fernwärme lagen witterungsbedingt unter dem Vorjahr, die Absatzzahlen im Wasserbereich blieben konstant. Die Umsatzerlöse bei der Fernwärme lagen dennoch über dem Vorjahresniveau.
3. Lage
Ertragslage
Die Ertragslage ist im Wesentlichen geprägt durch die krisenbedingten stark gestiegenen Preise an den Energiemärkten. Durch den vermehrten Einsatz der Kohleanlagen konnten gesicherte Gasmengen auf einem hohen Preisniveau veräußert werden. Demgegenüber haben die im Produktkundengeschäft durchgeführten, teilweise deutlichen Preisanpassungen der Entwicklung der gestiegenen Einkaufspreise Rechnung getragen.
Insgesamt wurde im Geschäftsjahr 2022 ein Stromgesamtabsatz im Endkundengeschäft von 2.737 GWh erreicht. Das sind rund 470 GWh oder 21 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Absatzgebiet Flensburg, Glücksburg, Harrislee lag der Gesamtabsatz mit rund 268 GWh rund 5 GWh unter dem Vorjahreswert. Im bundesweiten Stromvertrieb ist der Absatz deutlich angestiegen und hat insgesamt für einen Absatzzuwachs von 475 GWh gesorgt. Während bei den Produktkunden ein Absatzrückgang um 65 GWh zu verzeichnen ist, tragen die Individualkunden mit rund 536 GWh zu dieser Steigerung bei. Insgesamt erzielen die Stadtwerke Flensburg im Endkundengeschäft Strom ein Umsatzvolumen von fast 560 Mio. EUR.
Im bundesweiten Erdgasvertrieb haben sich die Absatz- und Umsatzwerte bis zu Beginn des 4. Quartals mit steigenden Kundenzahlen ebenso weiter nach oben entwickelt. Die Reduzierung des bundesweiten Erdgasvertriebs sowie das Energieeinsparverhalten der Kunden wirken dieser Entwicklung entgegen. Mit einem Gesamtabsatz von rund 1.729 GWh wurde der Vorjahresabsatz um 155 GWh unterschritten. Insgesamt wurde im Endkundengeschäft ein Umsatz von 153 Mio. EUR erwirtschaftet.
Der Fernwärmeabsatz lag mit rund 913 GWh um rund 106 GWh unter dem Vorjahr (1.019 GWh). Insgesamt wurde in dieser Sparte ein Umsatz von 94 Mio. EUR erzielt.
Der weiterhin konstante Wasserabsatz hat in 2022 zu einem Absatzvolumen von rund 4,8 Mio. m3 geführt. Dieses bewegt sich somit auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt wurde in der Wassersparte im Geschäftsjahr ein Endkundenumsatz von 9 Mio. EUR erzielt.
Im Geschäftsbereich Telekommunikation wurde insgesamt ein Umsatz von 5,9 Mio. EUR erzielt, was eine Steigerung zum Vorjahr von knapp 1,2 Mio. EUR bedeutet.
Insgesamt hat sich der Unternehmensumsatz auf ein Niveau von rund 995 Mio. EUR entwickelt. Das bedeutet eine Steigerung von 293 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr. Nach wie vor ist der Strombereich der größte Umsatzbereich.
Entwicklung der Umsatzerlöse
2017–2022
Die sonstigen betrieblichen Erträge bewegen sich mit einem Volumen von rund 11 Mio. EUR über dem Vorjahreswert (7,5 Mio. EUR).
Entsprechend dem Anstieg der Umsatzerlöse sind die damit verbundenen umsatzabhängigen Beschaffungsaufwendungen ebenfalls angewachsen. Strom- und Erdgasbezug für das Endkundengeschäft sowie Aufwendungen für Netznutzung liegen wiederum deutlich über den Vorjahreswerten. Insgesamt sind die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe auf ein Volumen von fast 762 Mio. EUR angewachsen. Deutlich hat sich der Aufwand für den Einsatz von CO2-Zertifikaten erhöht. Hier beläuft sich der Gesamtaufwand auf 41,5 Mio. EUR.
Der ebenfalls im Materialaufwand abgebildete Bezug von Fremdleistungen ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen und beläuft sich auf rund 23 Mio. EUR. Das Volumen des Jahres 2022 enthält wie im Vorjahr vor allem die üblichen Revisionsarbeiten des Kraftwerks sowie die Maßnahmen zum Erhalt der netztechnischen Infrastruktur.
Bei wiederum relativ stabiler Mitarbeiterzahl bewegt sich der Personalaufwand mit 48,5 Mio. EUR fast auf Vorjahresniveau. Zum Bilanzstichtag hatte das Unternehmen – ohne Auszubildende – eine Personalstärke von 639 Mitarbeitern (Vorjahr 620). Die Anzahl der Auszubildenden betrug 54 (Vorjahr 54).
Die Abschreibungen liegen mit rund 32,1 Mio. EUR um 4,7 Mio. EUR über dem Vorjahr. Dabei unterliegen die Zugänge der beweglichen Wirtschaftsgüter im Anlagevermögen ab dem Geschäftsjahr 2020 der degressiven Abschreibung, wohingegen der bestehende Anlagenbestand mit Zugängen ab 2008 der linearen Abschreibungsmethode unterliegt.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen liegen mit einem Gesamtvolumen von rund 26,6 Mio. EUR über dem Vorjahresniveau (rund 20,9 Mio. EUR). Herausragende Positionen in diesem Bereich sind die Konzessionsabgabe, Fremdleistungen für Verwaltung und Vertrieb sowie Aufwände für die Zuführung zu Rückstellungen.
Aus der operativen Geschäftstätigkeit ergibt sich somit ein Ergebnis über alle Sparten von rund 74,6 Mio. EUR. Dieses Ergebnis liegt mit 64,2 Mio. EUR deutlich über dem Vorjahresniveau (10,4 Mio. EUR).
Operatives Ergebnis
2017–2022
Das negative Finanz- und Beteiligungsergebnis in Höhe von insgesamt 8,0 Mio. EUR liegt über dem Vorjahreswert von 5,8 Mio. EUR. Die wertmäßig größte Position im Finanz- und Beteiligungsergebnis stellen die Aufwendungen aus Gewinnabführungsverträgen aus den mit einem Ergebnisübernahmevertrag verbundenen Tochtergesellschaften dar. Diese Verlustübernahmen belaufen sich im Jahr 2022 auf insgesamt 4,3 Mio. EUR, wobei der Schwerpunkt aus der steigenden Verlustübernahme des Öffentlichen Nahverkehrs resultiert. Zinsen und ähnliche Aufwendungen belasten das Ergebnis mit rund 3,8 Mio. EUR, wobei der wesentliche Anteil auf die Zinsen für aufgenommene Darlehen entfällt. Die Zinsen für Darlehen schlagen sich mit rund 2,3 Mio. EUR im Finanzergebnis nieder.
Unter Berücksichtigung all dieser Effekte wurde insgesamt ein Ergebnis vor Steuern von rund 66,6 Mio. EUR erwirtschaftet, was eine Steigerung zum Vorjahr um 62 Mio. EUR bedeutet.
Ergebnis vor Steuern
2017–2022
Unter Berücksichtigung der Steuern vom Einkommen und vom Ertrag sowie der sonstigen Steuern beträgt der Jahresüberschuss 43 Mio. EUR.
Finanzlage
Das Ermittlungsschema der Kapitalflussrechnung folgt dem Deutschen Rechnungslegungsstandard DRS 21. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit von 146,9 Mio. EUR (Vorjahr 26,6 Mio. EUR) ist sowohl beeinflusst durch die Veränderungen im operativen Cashflow als auch im Working Capital. Im operativen Cashflow wirken sich die Steigerung des Jahresüberschusses und die damit einhergehenden höheren Ertragssteueraufwendungen aus.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Mittelabfluss für Investitionen gesunken. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit beläuft sich auf 52 Mio. EUR und ist somit gegenüber dem Vorjahr um 9,4 Mio. EUR gesunken. Größte Einzelmaßnahme im Rahmen der Investitionstätigkeit ist wiederum das Projekt Kessel 13, welches mit Auszahlungen von 28,3 Mio. EUR einfließt.
Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit ist einerseits durch eine Kreditmittelaufnahme für das Projekt Kessel 13 bestimmt und zum anderen durch die Tilgungen auf die vorhandenen Bestandskredite.
Insgesamt haben sich auf dieser Basis die Finanzmittel stichtagsbezogen positiv entwickelt.
Vermögenslage
Bei einer Bilanzsumme von 586,4 Mio. EUR bewegt sich das Gesamtvermögen der Stadtwerke Flensburg zum 31.12.2022 um 111,4 Mio. EUR über dem Vorjahreswert (475,0 Mio. EUR).
Als Energieversorgungsunternehmen mit eigenen Produktions- und Verteilungsanlagen weisen die Stadtwerke Flensburg eine hohe Anlagenintensität mit entsprechender Kapitalbindung auf. Den größten Anteil am Gesamtvermögen hat mit 339,1 Mio. EUR bzw. 57,9 Prozent (Vorjahr 322,2 Mio. EUR bzw. 67,9 Prozent) so auch das langfristig gebundene Anlagevermögen. Der Anstieg in den absoluten Werten ist im Wesentlichen durch die Wirkungen des laufenden Kraftwerkprojekts Kessel 13 begründet.
Das Umlaufvermögen hat einen Anteil von 243,2 Mio. EUR bzw. 41,5 Prozent (Vorjahr 31,3 Prozent) am Gesamtvermögen.
Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr resultiert im Wesentlichen aus dem stichtagsbezogenen höheren Bestand an Emissionszertifikaten und einem höheren Bestand an liquiden Mitteln.
Auf der Kapitalseite sind Stammkapital und Kapitalrücklagen in Höhe von 70,2 Mio. EUR unverändert geblieben. Die Erhöhung bei den Gewinnrücklagen resultiert aus der Thesaurierung des Vorjahresergebnisses. Es wurde – nach Vorabausschüttung an die Gesellschafterin – ein Bilanzgewinn von 39,1 Mio. EUR erzielt.
Das Niveau der Rückstellungen liegt um 27,7 Mio. EUR über dem Vorjahr. Hier sind es diverse Sachverhalte, die zu einer Erhöhung geführt haben. Bedingt durch die Geschäftsentwicklung ist die Rückstellungshöhe erneut angestiegen, insbesondere für ausstehende Netznutzungsentgelte. Ferner resultieren aus der Veränderung des Zinsniveaus zum Teil deutlich erhöhte Zuführungen zu den Rückstellungen.
Die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten hat sich gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 44,1 Mio. EUR erhöht. Dabei sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um 11,5 Mio. EUR angewachsen. Hier haben zwei Kreditaufnahmen zur Finanzierung des Projekts Kessel 13 zum Jahresende die laufenden Tilgungen der Bestandskredite überkompensiert. Der Anstieg bei den sonstigen Verbindlichkeiten in Höhe von 29,9 Mio. EUR begründet sich vor allem aus den Verbindlichkeiten aus der BEHG Abgabe für das laufende Jahr sowie aus Verbindlichkeiten aus der Abrechnung der Endkunden.
4. Forschung und Entwicklung
Die Stadtwerke betreiben aufgrund ihres Unternehmenszwecks und Aufgabenspektrums her keine Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Es besteht indes eine enge Kooperation mit den beiden Flensburger Hochschulen. Im Rahmen der Bereitstellung von Praktikumsplätzen und der Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen leisten Studenten dieser Hochschulen innovative Beiträge zu aktuellen Aufgabenstellungen und Vorhaben des Unternehmens. So werden reale betriebswirtschaftliche und technische Herausforderungen des Unternehmens in die Hochschulen getragen.
5. Finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsindikatoren
Die strategischen Unternehmensziele der Stadtwerke Flensburg stellen die Leitlinien und den Maßstab der Zielerreichung dar. Aus der vom Gesellschafter in 2021 beschlossenen Strategie „SWFL 21.X: Kurs grün + digital“ werden strategische Handlungsfelder abgeleitet, wobei das Handlungsfeld „Kunde“ durch die beiden fundamentalen Transformationspfade und Handlungsfelder „Dekarbonisierung“ und „Digitalisierung“ flankiert wird.
Die Strategie der Stadtwerke Flensburg umfasst zwei Pflichtziele, die im Rahmen der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eingehalten werden müssen sowie fünf priorisierte Ziele.
Wesentliche Ziele sind die Transformation des Energiesystems zur Klimaneutralität und die Entwicklung der digitalen Infrastruktur der Wirtschaftsregion Flensburg. Die erwirtschafteten Gewinne werden vorrangig zur Erreichung dieser Ziele eingesetzt.
Die Verankerung des Pflichtziels „Klimaschutz“ wurde im Berichtsjahr flankiert durch den Beschluss der Ratsversammlung der Stadt Flensburg vom Dezember 2022. Die Stadtwerke Flensburg werden eine klimaneutrale Energieversorgung erreichen, indem sie spätestens ab 2035 auf die Verwendung fossiler Brennstoffe bei der planmäßigen (Strom- und) Wärmeerzeugung verzichten.
Mit den priorisierten Zielen werden die Elemente der verfolgten Unternehmensstrategie gewichtet. An erster Stelle steht das Ziel der Gewinnerzielung bzw. der Wirtschaftlichkeit. Damit wird sichergestellt, dass lediglich wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen verfolgt werden. Neben dem Renditeanspruch der Gesellschafterin wird damit insbesondere die Basis für das anspruchsvolle Investitionsprogramm des Unternehmens gestärkt. Mit einem Jahresüberschuss von 43,1 Mio. EUR wurde dieses Ziel in 2022 überdurchschnittlich erfüllt.
Die Gewinnoptimierung soll jedoch nicht unter Vernachlässigung der vorhandenen Unternehmenssubstanz erfolgen. Neben dem Ziel der Gewinnerzielung soll damit das langfristige Ertragspotential des Unternehmens gesichert werden. Dies wird operationalisiert sowohl durch Erhaltungsmaßnahmen als auch Investitionen in die Infrastruktur mit Schwerpunkt in Produktions- und Netzanlagen. Mit den derzeit verfolgten Investitionsschwerpunkten im Kraftwerksbereich mit dem Projekt Kessel 13 sowie dem lokalen Glasfaserausbau, konkretisiert sich dieses Ziel.
An dritter Stelle steht das Ziel der Sicherstellung hochwertiger Arbeitsplätze in der Region. Damit verbunden ist die Arbeitsplatzsicherheit für die aktuelle Belegschaft. Der mit dem Ablösen der kohlebefeuerten durch gasbefeuerte Anlagen einhergehende verminderte Bedarf an Stellen wird sozialverträglich im Rahmen der natürlichen Fluktuation sowie der Altersstruktur umgesetzt. Darüber hinaus soll der regionale Stellenwert des Unternehmens als Ausbildungsunternehmen gesichert werden.
Sind die zuvor genannten Ziele erfüllt, dann gilt es auch über das Klimaschutz-Pflichtziel hinaus die Chancen der Dekarbonisierung und Digitalisierung durch wirtschaftlich sinnvolle und technisch machbare Maßnahmen zu heben. Mit dem derzeitigen Projekt Kessel 13 und dem angestrebten Kohle und Erdgasausstieg in Flensburg – zeitlich bevor regulatorische oder technische Anforderungen dies
notwendig machen – wird ein wesentlicher Schritt in diesem Ziel umgesetzt. Durch die mit dem Projekt verbundenen Förderszenarien verbindet das Projekt im besten Sinne wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Aktivitäten. Der bis Ende 2023 vom Unternehmen zu erstellende finale Transformationspfad, bildet hierfür die Grundlage.
Als fünfte Zielkategorie verfolgt das auf der Anteilseigner Seite rein kommunal aufgestellte Unternehmen das Bestreben, in der Region günstige und attraktive Preise anzubieten. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Standortattraktivität
geleistet. Aufgrund der beschriebenen Energiemarktbedingungen ist auch in 2022 unterjährig eine Anpassung der Fernwärmepreise erfolgt. Ab dem Jahr 2023 werden die Fernwärmepreise automatisch auf Basis einer kostenbasiert ausgestalteten Preisänderungsklausel angepasst, die indexbezogen die Entwicklung
der Wärmekosten abbildet.