27.01.2023
Der deutsche Strom- und Gasmarkt zur Energiebeschaffung ist für alle Marktteilnehmer äußerst komplex und erfordert spezifische Marktkenntnisse. Wo der Unterschied zwischen dem Handel am Spot- und Terminmarkt liegt, zeigen wir in dem Beitrag auf.
Viele Jahre sind die Energiepreise relativ konstant geblieben. Daher war es möglich, in einem Zeitraum von mehreren Jahren in mehreren Teilkäufen Energie für die Kunden am Terminmarkt relativ risikolos zu beschaffen. Die benötigte Energiemenge ist vor Beginn des Lieferjahres weitestgehend eingekauft worden.
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Was versteht man unter einem Terminmarkt?
Handel mit zukünftigen Energielieferungen zur Absicherung gegen Preisschwankungen
(Fixierung des Preises heute für z.B. das Kalenderjahr 2025).
Neben dem börslichen Terminmarkt gibt es den außerbörslicher OTC (Over-the-Counter)-Terminhandel, der über Broker oder zwischen den Händlern direkt stattfindet.
Nur die Abweichungen zwischen der langfristigen Mengenprognose und dem kurzfristigen Bedarf werden am Spotmarkt dazugekauft bzw. verkauft. Dieses Risiko tragen die Stadtwerke, da dem Kunden sein Preis vorab zugesichert wurde.
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Was versteht man unter einem Spotmarkt?
Handel mit kurzfristigen Energielieferungen (heute für morgen), um kurzfristige Bedarfsänderungen auszugleichen.
Ein Beispiel:
Für das Lieferjahr 2022 hat der Kunde seinen festen Preis in 2021 bekommen. Die Preise am Spotmarkt haben sich jedoch vervielfacht:
Wenn der aktuelle Spotpreis steigt oder fällt, hat dies keine direkten Auswirkungen auf den Preis des Kunden, da diese Energiemengen schon viel früher gesichert und die Preise für den Kunden fixiert wurden.
Der Terminmarkt bis Ende 2022
Der Preis des Kunden setzt sich aus den Preisen der zuvor am Terminmarkt gesicherten Energiemengen zusammen. Für das Lieferjahr 2022 ist die Beschaffung Ende 2021 abgeschlossen gewesen. Daher waren die kurzfristigen Preisschwankungen im Lieferjahr 2022 für den Kunden nicht relevant. Der Kunde konnte durch die rechtzeitige Absicherung im Rahmen der Beschaffung am Terminmarkt weiterhin von den günstigen Preisen und der damit verbundenen Preisgarantie profitieren.
Dieser Mechanismus funktioniert allerdings auch umgekehrt. Für das Lieferjahr 2023 erfolgte die langfristige Beschaffung am Terminmarkt bis Ende 2022. Dieser Preis kann im Vergleich zu aktuellen Spotpreisen (kurzfristigen Preisen) manchmal vergleichsweise hoch sein.
Die verschiedenen Produkte haben nicht immer dieselbe Preisentwicklung:
Die Tatsache, dass wir den Großteil der Absatzmengen im Terminmarkt beschaffen, die Medien aber regelmäßig nur die Spotmarktpreise heranziehen, erschwert das Verständnis und führt zu Unmut bei vielen Kunden.
Die Energiemengen
Bereits beschaffte Mengen müssen von den Stadtwerken vertragsgemäß bezahlt werden, auch wenn der aktuelle Spotpreis viel niedriger ist. Diese Preise müssen auch an den Kunden weitergegeben werden.
Im letzten Jahr haben die Kunden wiederum einen sehr niedrigen Energiepreis gezahlt, obwohl der Spotpreis in ungeahnte Höhen geschossen ist.
Die Stadtwerke Flensburg haben neben der Beschaffung am Energiemarkt das eigene Kraftwerk, um Strom zu produzieren. Das ermöglicht den Kunden im Netzgebiet einen vergleichsweise niedrigen Energiepreis. Durch die physikalische Anbindung ans dänische Netz sind die Kunden außerhalb des Netzgebiets davon ausgenommen. Die Beschaffung für externe Kunden erfolgt ausschließlich an den Energiemärkten.
Ein weiterer Effekt der hohen und volatilen Energiepreise ist die eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Energieversorgungsunternehmen. Je höher der Preis, desto höher ist die Auslastung der Kreditlinie beim jeweiligen Händler. Dadurch reduzieren sich die Handelspartner und die Möglichkeiten, den besten Preis zu bekommen.
Die Risiken sind insgesamt größer und vielschichtiger geworden. Vorausschauendes Agieren am Energiemarkt ist daher unerlässlich, um die Handlungsfähigkeit des Unternehmens und die Zuverlässigkeit für den Kunden zu sichern.
Über die Autorin
Marisa Schmitz
Energiebeschaffung
Über die Autorin:
- Mitarbeiterin Energiebeschaffung
- seit 2019 im Energiehandel / Portfoliomanagement
- Betriebswirtin (BA)
