25.08.22
Kaum zu glauben, mit welchen Maschen Energiediscounter Ihre Kunden abzocken. In unserer Serie geht es heute um eine Entdeckung des SWR Fernsehen: Trick Nummer 9: Die „vergessene“ Rückzahlung.
Ein wenig ruhig war es um unsere Serie „Die Tricks und Kniffe der schwarzen Schafe“ zuletzt. Die Luft war in diesen Zeiten dünn geworden für das eng kalkulierte Geschäftsgebaren der Billigheimer. Zahlreiche Pleiten gingen durch die Presse. Bei derart steigenden Energiepreisen lassen sich Kunden nicht mehr über den Tisch ziehen und sehen ganz genau hin. Und doch haben wir mitten in der Energiekrise einen weiteren Trick entdeckt: Die „vergessene“ Rückzahlung.
Die Turnusabrechnung, auch Verbrauchsabrechnung genannt
Der Südwestdeutsche Rundfunk SWR fand in einer Recherche zur TV-Sendung „Marktcheck“ heraus, dass Energiediscounter „Guthaben Ihrer Kunden jahrelang systematisch in der eigenen Kasse behalten.“ Was war passiert?
Ein Guthaben kommt auf dem Energiemarkt immer dann zustande, wenn durch gezahlte Abschläge mehr Geld auf einem Kundenkonto liegt, als durch Energie verbraucht wurde. In Trick 5 „Die überhöhte Abschlagszahlung“ haben wir erklärt, dass sich die Höhe eines Abschlags nach dem vergangenen Verbrauch und dem aktuellen Energiepreis richtet. Die exakte Endabrechnung erfolgt in der Regel nach einem Jahr. In der so genannten Verbrauchsabrechnung wird der tatsächliche Verbrauch den geleisteten Zahlungen gegenübergestellt. Daraus ergibt sich entweder eine Nachzahlung des Kunden oder eine Rückzahlung des Kundenguthabens.
Maschen der schwarzen Schafe
Laut SWR-Recherchen erhielten zahlreiche Energiekunden zwar Verbrauchsabrechnungen, die eine solche Rückzahlung auswiesen. Doch die Zahlung selbst blieb aus. Nur auf aktive Nachfrage erhielten die Kunden ihr Geld, die auf ihrem Kontoauszug die fehlende Gutschrift entdeckten. Und schlimmer noch: Der Verdacht des Bundes der Energieverbraucher lautet, dass die betreffenden Discounter schon bei Vertragsabschluss viel zu hohe Abschläge einforderten. Offenbar um möglichst hohe Guthaben zu generieren – und sie für die eigene Tasche einzubehalten. Auch nach einer Abrechnung wurden solche offensichtlich zu hohen Abschläge entgegen der allgemeinen Vorgehensweise nicht gesenkt. So wuchs das nicht ausgezahlte Kundenguthaben auf dem Konto der Energiediscounter weiter an.
Kaum zu glauben also, mit welchen Maschen Energieanbieter, mit deren Produkten nicht zuletzt Grundbedürfnisse erfüllen werden, Ihre Kunden abzocken. In diesem Fall ermittelte zuletzt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdachts.
Aktuelle Abschläge passen traditionelle Energieversorger wie die Stadtwerke Flensburg an den Kundenverbrauch und die aktuelle Marktsituation (zum Beispiel sinkende oder steigende Energiepreise) an. Und das zu Beginn der Versorgung und nach jeder Verbrauchsabrechnung. Bei vielen Anbietern haben Kunden außerdem die Möglichkeit, Ihren Abschlag rund um die Uhr online anzupassen. So auch im Kundenportal der Stadtwerke Flensburg. Ansonsten genügt oft ein Anruf.
In unserer Blog-Serie „Die Tricks und Kniffe der schwarzen Schafe“ sind wir nun vorerst ans Ende gekommen. Da sich Energiediscounter aber immer wieder neue Tricks ausdenken und weitere Schlupflöcher im Gesetz suchen, nehmen wir die Reihe bestimmt irgendwann wieder auf.