Kohleausstiegsgesetz
Ende Februar 2020 machte folgende Schlagzeile im Newsticker der Energiebranche die Runde:
„Umweltschützer hoffen auf Scheitern des Kohleausstiegsgesetzes“
Im ersten Moment waren wir baff – denn wie können Umweltschützer ein Scheitern des Kohleausstieges erhoffen?
Das greenconcept zur CO2-Neutralität
Als Stadtwerke Flensburg wollen wir mit unserem greenconceptzum einen spätestens 2050 unsere Fernwärme CO2 neutral produzieren – und zum anderen haben wir uns ein Ziel gesetzt, wie viel Mengen CO2 wir in Summe überhaupt noch bis dahin ausstoßen wollen.
Somit haben wir den Weg des Kohleausstieges seit 2007 fest im Blick. Der Teilausstieg wurde 2011 mit dem Bau einer Gas- und Dampfturbinen-Anlage (Kessel 12), dem Umbau eines Ölkessels auf Erdgas und der Stilllegung von zwei Kohlekesseln eingeläutet – der „Einstieg aus dem Ausstieg“.
2018, nur zwei Jahre nach Projektende, haben wir beschlossen, dass die nächsten zwei Kohlekessel in 2023 vom Netz gehen sollen. Und aktuell arbeiten wir an Konzepten, wie es danach weitergeht.
Bisher hat uns das Thema Kohleausstieg 2038 also gar nicht groß interessiert, da wir sicher bis dahin keine Kohle mehr einsetzen werden. Durch diese Pressemitteilung haben wir uns nun den aktuell vorgeschlagenen Ausstiegspfad jedoch mal angesehen.
Braun- und Steinkohle abschalten
Wir haben an anderer Stelle schon mal dargelegt, wie hoch die spezifischen CO2-Gehalte der verschiedenen Brennstoffe sind. Demnach macht es also mehr Sinn, dass erst Braunkohle abgeschaltet wird. Offenbar plant die Kohlekommission aber etwas Anderes:
Warum sehen die Umweltschützer den Kohleausstieg so kritisch?
Hier können wir nur mutmaßen.
- Wahrscheinlich haben die Kraftwerksbetreiber ein größeres Interesse an der Verstromung von Braun- als von Steinkohle. Denn es ist wohl so, dass Braunkohle wesentlich preiswerter ist als Steinkohle. Die Steinkohle muss importiert werden, die Braunkohle kann im Tagebau einfach vom Feld gebaggert werden. Da die Anlagen alle bereits vorhanden sind, spielen also nur die variablen Kosten eine Rolle.
- Regionen: Auch hier können wir nur vermuten, dass die Bundesregierung die Regionen im Blick hat. Vor allem im Osten stehen die Braunkohlekraftwerke und ihr Tagebau in Infrastrukturschwachen Regionen.
Das führt wohl auch zu der Pressemitteilung von oben. Und wir sehen das auch so wie die Umweltschützer. Wenn man will, ist der Kohleausstieg bis 2038 locker machbar. Von 100 % Steinkohle 2015 werden wir, als kleines Stadtwerk, innerhalb von vielleicht gut 15 Jahren den Ausstieg schaffen – also weit vor 2038 auch ohne Gesetz und ohne gesonderte Infrastrukturförderung. Und das soll der Rest Deutschlands nicht schaffen können? Das glauben wir nicht!